Ruanda … Das Land in Ostafrika wirkt ein wenig wie die Schweiz. Hüglige Landschaften; alles ist total sauber, organisiert und unaufgeregt. Will man mit einem Motortaxi fahren, springt man nicht einfach irgendwo auf, verhandelt den Preis und düst los, wie es in den umliegenden Ländern üblich ist. Nein, man darf nur bei Fahrern mit offizieller Weste mitfahren, der Preis steht fest und man hat einen Helm zu tragen.
Seit dem schrecklichen Genozid im Jahre 1994 hat das Land riesige Entwicklungsschritte unternommen. Es brummt an allen Ecken; Ruanda ist bei Wirtschaftswachstum, Digitalisierung und Stadtentwicklung ein Vorreiterland in Afrika. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei 19 Jahren. Die jungen Leuten sind technikbegeistert, besitzen Smartphones und nutzen das Internet in allen Lebenslagen. Und auch die Regierung setzt auf Digitalisierung und smarte Mobilität. So wurde zum Beispiel 2016 ein Bussystem mit WLAN an Bord eingeführt.
Dies gilt auch beim Umgang mit dem Autoverkehr. Denn in diesem kleinen ostafrikanischen Land, oder besser in seiner Hauptstadt Kigali, ist ein internationales Carsharing-Projekt namens „Moving Rwanda“ geplant. In Zukunft soll man per App eine Mitfahrgelegenheit finden oder ein Auto mieten können. Die beteiligten Firmen wie VW, SAP aber auch das Entwicklungshilfeministerium beteuern, in Ostafrika nicht die gleichen Fehler wiederholen zu wollen wie im Rest der Welt. Also jedem Menschen einen eigenen 5-Sitzer zur Verfügung zu stellen, der ordentlich Giftstoffe in die Atmosphäre bläst. Deswegen werde man in Ruanda von Anfang an umweltfreundlich vorgehen und auf Elektrofahrzeuge setzen. Dazu soll in Kigali eine lokale Fahrzeugfertigung errichtet werden, um den Fahrzeugbedarf für das Mobilitätskonzept zu decken. Autos, die aus dem gerade errichteten VW-Werk in Kenia als Bausätze angeliefert werden, werden dann vor Ort zusammengebaut.
Ganz selbstlos ist das Projekt aber natürlich nicht. Man möchten sich auch Marktvorteile sichern und von Ruanda aus die Fühler auch in andere Länder ausstrecken. Denn nicht nur das „Land der tausend Hügel“ wächst. Auch in den umliegenden Ländern bildet sich langsam so etwas wie eine Mittelschicht heraus. Schienenverkehrsnetze gibt es fast nirgendwo; man ist auf das Auto angewiesen. Zwar hat scheinbar Toyota bislang das Rennen in der Region gewonnen. Diesen Eindruck kann man jedenfalls gewinnen, wenn man in Ostafrika unterwegs ist. So viele Autos gleichen Typs und gleichen Farbtons (weiß) wie in Tansania, Uganda, Kenia, Ruanda habe ich noch nie auf Straßen gesehen. Aber das kann sich ja schnell wieder ändern, insbesondere wenn die Elektrofahrzeug-Revolution endlich Fahrt aufnimmt.