Im Mutterland des Autos scheint das Kfz nicht mehr en vogue. Denn plötzlich regt sich was in den Städte. Der Straßenverkehr soll zurückgedrängt und mehr Platz für Fußgänger und alternative Fortbewegungmittel geschaffen werden. Mensch, das kommt alles so plötzlich, ich bin noch ganz verwirrt. Hoffentlich ist das alles nicht nur Gerede und dient dazu, sich selbst ein wenig besser zu fühlen. Aber schauen wir uns mal an, was so geplant ist.
München
München hat die Schnauze voll. Und das will was bedeuten, wo doch BMW und der ADAC dort einen ganz besonderen Stellenwert einnehmen. Aber der Dauerstau und die Luftverschmutzung wurde dann wohl selbst dem letzten CSUler zu viel. Also hat der Stadtrat beschlossen, ab jetzt verstärkt auf umweltfreundliche Mobilität zu setzten. Das heißt, öffentliche Flächen werden zugunsten von Nahverkehr, Fußgänger und Radfahrer neu aufgeteilt und Parkplätze abgeschafft. Bis Mitte 2019 sollen dazu erste konkrete Entscheidungen gefällt werden. Zunächst wird das wohl Expressbuslinien und einige gesonderte Busspuren betreffen, später aber auch Radschnellwege sowie diverse Sharing- und Leihangebote.
Hamburg
Auch im Norden soll frischer Wind wehen. Hier werden Teile des Hamburger Stadtteils Ottensen für sechs Monate testweise autofrei. Zwar sind zunächst erstmal nur zwei große Straßen für den Autoverkehr gesperrt. Allerdings liegen für fünf weitere Straßen Prüfanträge vor. Es soll also zunächst angetestet werden, welche Auswirkungen die Sperrungen auf das Leben im Viertel haben. Denn selbstverständlich wollte man nicht todesmutig vorpreschen und die Straßen gleich dauerhaft sperren. Denn vor massiven Widerstand hat die Politik allzu viel Respekt – Gesundheits- und Umweltschutz hin oder her.
Stuttgart
Auch Stuttgart soll eine Fahrradstadt werden. Das jedenfalls hat der Gemeinderat in einer seiner letzten Sitzungen beschlossen. Der Radverkehr soll ausgebaut werden. Das langfristige Ziel ist es, 25 % des Verkehrs von Radfahrern übernehmen zu lassen. Was bei einer traditionellen Autostadt, die obendrein teilweise in einem Talkessel liegt, nun wahrlich nicht einfach sein dürfte.
Und wie will man das schaffen? Es sollen Radgaragen in den Wohnvierteln aufgestellt, der Erwerb von Lastenrädern gefördert und neue Abstellmöglichkeiten am Hauptbahnhof und der Innenstadt gebaut werden. Zudem wird das Radverkehrskonzept auf eine zukunftsfähige Grundlage gestellt und im Austausch mit den Bürgern aktualisiert. Hierzu gehört auch, im Jahr 2019 zwanzig Fahrradstraßen einzurichten. Und die Kommune möchte eine Projektsteuerung für Radprojekte einsetzen, damit derartige Projekte schneller und effizienter umgesetzt werden können. Hört sich alles nicht nach Hexenwerk an. Mal sehen, wie das Fazit zum Ende des Jahres lautet.
Berlin
In Berlin ist man noch nicht so weit. Zwar hatten sich bereits 2016 SPD, Linke und Grüne in ihren Koalitionsverhandlungen darauf geeinigt, dass die Straße Unter den Linden eine autofreie Zone werden soll. Allerdings geht – wie üblich – alles nur im Schneckentempo voran. Und ob es nicht nur eine reine Absichtserklärung war, die niemals in die Realität umgesetzt wird, vermag auch keiner zu sagen.
Daher macht jetzt das Bündnis Stadt für Menschen Druck. Zwischen Brandenburger Tor und neuem Humboldforum sind nur noch Fußgänger, Radfahrer und Busse gewünscht. Ansonsten sollen Poller helfen, dass sich kein Autofahrer auf der Suche nach einer Abkürzung durchmogeln kann. Und das ist auch richtig so, denn schließlich wurde „Unter den Linden“ ursprünglich als Flanierboulevard angelegt. Später rollten dann täglich bis zu 30.000 Autos drüber.
Und auch dem Verkehr in der Friedrichstraße soll an den Kragen gehen. Die besten Zeiten hat sie ohnehin hinter sich, was auch an der Verkehrsflut liegt. Viele Geschäfte stehen leer, denn wer will schon bei extremer Lautstärke im Dieselgeruch einen Schaufensterbummel machen. Auf jeden Fall ist auch hier im Bereich zwischen Französischer und Leipziger Straße eine autofreie Zone gewünscht. Daher wird über die Sommerferien jeweils für verlängte Wochenenden die Straße in den Entspannungsmodus gebracht.
Köln
In Köln preschen jetzt die Grünen vor und möchten den Autoverkehr in die Innenstadt stark einschränken. Ein entsprechendes Verkehrskonzept wurde bereits verabschiedet. Durch diverse Maßnahmen soll versucht werden, Autos so weit wie möglich aus der Innenstadt herauszuhalten. Dazu gehören eine Citymaut, weniger Parkplätze und mehr Fußgängerzonen. Auch sollen Parkplätze an den Straßen und in Parkhäusern in Abstellmöglichkeiten für Fahrräder umgewandelt werden. Denn schließlich können auf einem Autoparkplatz bis zu 12 Räder abgestellt werden. Da aber die Grünen in Köln mit der CDU koalieren, kann man sich in etwa vorstellen, was die von rückgebauten Parkplätzen und einer Citymaut halten.
Fazit