Eine kleine Geschichte zur Critical Mass

Einmal im Monat sieht man in vielen Städten im Pulk fahrende Radfahrer, die einen Straßenstreifen blockieren. Sie fahren auch zusammen einfach über Kreuzungen, obwohl die Ampel längst wieder rot anzeigt. Was ist das und was soll das?

Die kritische Menge

Tja, das nennt sich Critical Mass – die kritische Menge. Um durch die bloße Anzahl auf ihre Belange aufmerksam zu machen, treffen sich Radfahrer weltweit und unternehmen Fahrten durch ihre Städte. Somit fallen sie auf und Autofahrern verstehen unter Umständen, wie es sich anfühlt, wenn andere Verkehrsteilnehmer die Straße vollständig in Beschlag nehmen. Die Treffen sind also eine Gegenbewegung zur täglichen Blechlawine auf den Straßen und dienen der Zurückeroberung des Verkehrsraumes.

China und das Problem der Straßenkreuzung

Der Begriff „Critical Mass“ stammt aus dem Dokumentarfilm Return of the Scorcher. Der Regisseur Ted White erzählt hierin von der Radkultur in China und den Niederlanden. Ein Protagonist des Films benutzt dabei den Begriff Critical Mass. Dadurch beschreibt er, wie sich in China Radfahrer an Kreuzungen ohne Ampeln gegen den starken Autoverkehr durchsetzen. Sobald sich eine größere Masse zusammengefunden hatte, überquerten die Fahrradfahrer zusammen die Kreuzung.

San Francisco war Erster

Dieser Begriff wurde später von Fahrradaktivisten aus San Francisco für ihre monatliche Massenausfahrt übernommen. Denn dort fand im September 1992 die erste Critical Mass statt. Seitdem nahm die Bewegung ihren Weg um den Globus. Radfahrer auf der ganzen Welt treffen sich jetzt mehr oder weniger regelmäßig, um auf ihre Blange aufmerksam zu machen – ob in Nairobi, Santiago oder Wien. Critical Mass-Aktionen werden meist per Internet oder Mundpropaganda angekündigt.

Was sagt die Polizei?

Dabei gibt es von Stadt zu Stadt und natürlich auch landesabhängig unterschiedliche  Umgangsweisen mit den Verkehrsregeln bzw. der Polizei. In Deutschland wird für die Rechtfertigung der kritischen Masse § 27 Abs. 1 StVO herangezogen.

Für geschlossene Verbände gelten die für den gesamten Fahrverkehr einheitlich bestehenden Verkehrsregeln und Anordnungen sinngemäß. Mehr als 15 Radfahrende dürfen einen geschlossenen Verband bilden. Dann dürfen sie zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren …

Junge Polizisten (und natürlich Autofahrer) kennen diese Regelung häufig  nicht. Aber eine kurze Aufklärung dürfte ausreichen, um dem Verbots- (oder Anfahr)eifer Grenzen zu setzen.

Bike frei!

Also, hört euch um, wie das in eurer Stadt so läuft und verbindet euch zur kritischen Masse. Je mehr, desto besser und nachhaltiger!

Im übrigen: Zum Abschluss einer Ausfahrt heben alle Beteiligten ihre Räder über ihre Köpfe. Daher immer schön Radfahren, das trainiert auch die Armmuskulatur.