Ideen für den Lieferverkehr in Innenstädten

Alle kennen das: Überall parken Lieferfahrzeuge in 2. Reihe, teilweise nur wenige Meter von einander entfernt. So wird das Befahren einer Straße zum Hindernislauf. Dazu kommt das Parken auf Rad- und Gehwege oder direkt an einer Kreuzung. Dass man einfach mal mehrere hundert Meter einfach so geradeausfahren oder -laufen konnte, hat man gefühlt schon eine Ewigkeit nicht mehr erlebt.

Das liegt insbesondere auch daran, dass die Belieferungstakte immer schneller und enger werden.  Pricewaterhouse Coopers (PwC) hat in der Studie „Aufbruch auf der letzten Meile“ die städtische Logistik untersucht. Ergebnis war, dass beispielsweise früher Kaufhäuser zwei bis drei mal pro Woche beliefert wurden. Mittlerweile ist die Zahl auf sieben Lieferungen pro Tag (!) angestiegen. Bei Cafés und Apotheken sieht es ähnlich aus.

Ein weiteres Problem ist, dass viele Online-Geschäfte mittlwerweile ihre Lieferungen kostenlos anbietet. Daher bestellen die Kunden auch ohne schlechtes Gewissen und schicken die Waren bei Nichtgefallen einfach wieder zurück. Die dadurch entstehenden Kosten aufgrund Lärm, Abgase, Emissionen, Unfälle sind in den Preisen nicht enthalten und werden vielmehr der Volkswirtschaft und dem Steuerzahler überlassen.

Daher wird intensiv nach Lösungen für die sogenannte „letzte Meile“ gesucht, also dem letzten Abschnitt des Transportes zur Haustür des Kunden. Klar ist bereits, dass es nicht die eine Lösung gibt. Vielmehr reichen die Ansätze von innerstädtischen Verteilzentren über Abholstationen bis zur Bündelung bei der Auslieferung.

Manche plädieren für städtischen City-Logistik-Konzepte, bei denen Kommunen, Handel und Logistikunternehmen gemeinsam nach Lösungen suchen. Andere wiederum befürworten bestimmte Ladezonen, die ausschließlich von Kurier-, Express-, und Paketdienste (KEP) genutzt werden dürfen. Diese KEP-Zonen ähneln Taxiständen oder Behindertenparkplätzen. Nutzen also andere diese Zone drohen Bußgelder und der Abschleppwagen. In der gerade novellierten Straßenverkehrsordnung wurden derartige  KEP-Zonen allerdings nicht berücksichtigt. Wieder andere denken über sog. Mikro-Depot-Lastenrad-Konzepte nach. Dabeu werden am Tag ganze Container voller Pakete und Bestellungen zentral abgestellt, die Sendungen dann dem Kunden per Lastenrad zugestellt. Abends wird der Container wieder abgeholt, neu befüllt und am nächsten Tag wieder zurück an den Standort gebracht.

Dann gibt es noch die Ideen zu einem Multi-Label-Paketshops. Das sind zentrale Paketshops, über die Lieferungen von UPS, Hermes, GLS und andere Unternehmen an die Kunden zustellt und auch wieder retoniert werden können. Allerdings gestaltet sich dabei die Zusammenarbeit häufig schwierig, nicht nur aus wettbewerblicher und versicherungstechnischer Sicht.

Und auch von Lieferdrohnen sind einige begeistert, um Waren und Lasten zuzustellen.  Ich persönlich halte ich nicht allzu viel davon. Mir reicht schon der Verkehr auf der Straße und die Hubschrauber, die ständig den Himmel kreuzen. Zusätzlich noch Drohnen über den Köpfen stell ich mir eher als Horrorszenario vor.

Daher sollte das zukünftige Mobilitätssystem auf wenig motorisierten Individualverkehr bauen und umso mehr über Lieferverkehr funktionieren. Denn die Lieferungen haben eine Versorgungsfunktion, so der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland in seinem Projekt „Klimafreundlicher Lieferverkehr“.  Hierfür würden City-Maut und das Plakettensystem zwei gute Ansatzpunkte bieten. Denn darüber könnte man Privilegierungen oder Ausnahmeregelungen für emissionsfreie Fahrzeuge einbauen. Allerdings fehlen hierfür aber noch die entsprechende gesetzlichen Grundlagen, die durch die Länder zunächst geschaffen werden müssten.

Es gibt wahnsinnig viele Denkansätze, wie das innerstädtische Lieferproblem in den Griff zu bekommen ist. Viele Firmen tüfteln an passende Logistiklösungen. Diese werden sich allerdings von Stadt zu Stadt und Region zu Region sehr unterscheiden. Was ich für problematisch halte, da ein deutschlandweites Vorgehen für einheitliche Regeln und ein einheitliches Vorgehen im Falle von Verstößen sorgen würde.

Fakt ist aber, dass es Lösungen braucht. Und zwar mit den bereits vorhandenen Möglichkeiten. Denn neu hinzukommende Transportlösungen würden das Problem nur noch weiter verschärfen. Der öffentliche Raum ist endlich und sollte auf wenige nachhaltige Mobilitätslösungen setzen.

Zwei Beiträge zu diesem Thema kann man auch bei DLF Kultur nachhören.